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Tour zum Alpengarten auf den Schachen Internationale Blütenpracht in knapp 2000 Metern Höhe

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Schon König Ludwig II von Bayern wusste eine beeindruckende Aussicht zu schätzen. Ließ er doch um 1870 ein Schlösschen im Schweizer Chaletstil am Berg Schachen errichten. Dieser Aussichtspunkt im Wettersteingebirge liegt auf rund 1870 Metern Höhe. Man blickt über den Talkessel von Garmisch-Partenkirchen und Elmau über das Reintal. Im Rücken wölben sich das mächtige Massiv Dreitorspitze und die österreichischen Alpen – und das alles nur rund 90 Kilometer von München entfernt.

 

Doch unser Ziel ist diesmal nicht das Schachenhaus des Königs, sondern der in unmittelbarer Nähe liegende Schachengarten. Diese rund zwei Hektar große Anlage ist eine Außenstelle des Botanischen Gartens München-Nymphenburg. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt. Die Besonderheit: Rund 1000 Pflanzenarten, die aus diversen Hochgebirgen rund um die Welt stammen, werden hier auf knapp 2000 Metern Höhe kultiviert.

 

Bodenvielfalt = Artenvielfalt

Der Artenreichtum des Gartens ist dank der unterschiedlichen Böden erlebbar. Zwar ist das Wettersteingebirge in erster Linie ein Kalkgebirge. Dessen Gesteine, Kalke und Dolomiten, verwittern unterschiedlich: Dolomit zerfällt zu Scherben und Splittern. Auf den so entstehenden Schutthalten gedeihen manche Pflanzen besonders gut. Kalk verwittert chemisch, Verkarstungen entstehen, in denen das Wasser schnell versickert. Auf der anderen Seite sorgt der Raiblersandstein für lehmige und kalkarme Böden, die das Wasser halten.

 

Etwa die Hälfte des Alpengartens auf dem Schachen ist sich selbst beziehungsweise der Natur überlassen. Kiefern, Alpenrosen und Hochstauden gedeihen hier in ihrem natürlichen Lebensraum. Im gärtnerisch bewirtschafteten Bereich steigt die Artenvielfalt. Hier sind rund 1000 alpine Arten angesiedelt. Gerade im Juli stehen viele Blumen in Blüte und verwandeln diesen Teil des Gartens in ein farbenprächtiges Blütenmehr und eine wahre Augenweide.

 

Die insgesamt 42 Beete sind geographischen Regionen zugeordnet: Hier gedeiht die Flora des bayrischen Walds, der Alpen, Karpaten, aus Patagonien, den Rocky Mountains – und sogar dem Himalaya. Entsprechend abwechslungsreich zeigt sich die Vegetation: Es gibt alpine Zwergformen, krautige Pflanzen, aber auch Sträucher und Bäume. Gleich am Eingang zieht etwa der blaue Himalaya-Mohn die Blicke auf sich, neben lilafarbenen Primeln aus Nepal oder dem berühmten Edelweiß, das hier ebenfalls heimisch ist.

Der Aufstieg zum Schachen

Mehrere Wege führen zum Schachen hinauf. Früher ließ sich König Ludwig in der Kutsche oder dem Schlitten auf einem breiten Forstweg auf den Berg fahren. Die Strecke heißt heute Königsweg und stellt die bequemste und beliebteste Aufstiegsvariante dar. Wir wählen ebenfalls diese Route, die in Elmau beginnt. Gut 10 Kilometer ist die Tour lang und wir überwinden bei dieser mittelschweren Wanderung einen Höhenunterschied von knapp 1000 Metern. Rund 3,5 Stunden sind wir unterwegs, bis wir den Alpengarten erreicht haben. Die Strecke ist insgesamt gut ausgebaut und beschildert. Auch ohne Karte findet man leicht den richtigen Weg.

 

Ausgangspunkt der Tour ist der Wanderparkplatz bei Schloss Elmau. Zunächst wandern wir in südwestlicher Richtung, am Bach entlang. Nach etwa 30 Minuten halten wir uns links und bleiben auf dem Hauptweg. Wir folgen dem Königsweg durch den Wald und orientieren uns an den Schildern zur Wettersteinalm. An ihrem Fuß biegen wir rechts in Richtung Schachen ab. Damit haben wir die erste Hälfte des Aufstiegs zurückgelegt.

In einem großen Bogen führt uns der Weg nun um die Nordflanke des Steilenbergs und des Schachentorkopfes. Den letzten Kilometer legen wir dann jenseits der Baumgrenze zurück – bis zum Ziel, dem Schachengarten.

 

Wer es bequem haben will, der wandert die gleiche Route wieder zurück nach Elmau. Anstrengender, aber auch lohnender ist der Abstieg über den Schachen: Über Geröll geht es zunächst bergan zum Schachentor, von dem sich ein grandioser Ausblick auf die umliegende Bergwelt bietet. Im Norden des Frauenalplkopfes (2351 Meter) folgt man dem Weg über Schutt gen Osten bergab in das bewaldete Tal der Nadel, das zurück zur Wettersteinalm führt. Von dort geht es weiter abwärts zurück nach Elmau. Gerade für diesen Abstecher mit seinen steilen Passagen braucht es eine gute Grundkondition und solides Schuhwerk, da die Pfade in Teilen nicht befestigt sind. Da wir hier in der Sonne unterwegs sind, kann es gerade um die Mittagszeit sehr warm werden.

 

Infos für den Besuch des Botanischen Gartens im Schachenhaus

Der Alpengarten auf dem Schachen wird von Mitte Juni bis Ende August von zwei Gärtnern des Botanischen Gartens München-Nymphenburg betreut. Er ist in diesem Jahr noch bis zum 5.9. täglich zwischen 8 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2,50 Euro. Wer eine Führung in Anspruch nehmen möchte (maximal 12 Personen), zahlt 25 Euro und muss diese vorher anmelden.

 

5 Minuten vom Alpengarten entfernt kann man die Aussicht auf die Bergwelt von einem Pavillon genießen. Direkt neben dem Garten befindet sich das Königshaus von Ludwig II. Auch die im Sommer bewirtschaftete Hütte Schachenhaus ist leicht in nur 3 Gehminuten erreichbar. Wer noch voller Tatendrang steckt, kann sich nur Meilerhütte auf knapp 2400 Metern Höhe aufmachen. Sie befindet sich fußläufig in 1,5 Stunden Entfernung.

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