Einige krautige und verholzende Pflanzen bilden unterirdische oder oberirdische Ausläufer. Meist entstehen sie an der Basis oder im Wurzelbereich und sind während des Wachstums mit langen Sprossen verbunden, über die sie von der Mutterpflanze versorgt werden. Diese Ausläufer (auch Stolonen oder Kindel genannt) entwickeln sich als vollwertige Pflanzen, die irgendwann abgetrennt werden und sich eigenständig weiter entwickeln. Ausläufer können gut zur Vermehrung genutzt werden.
Überirdische Ausläufer
Bekannt sind die oberirdischen Ausläufer der Erdbeere. Sie wachsen an einer rötlichen Sprosse von der Mutterpflanze weg, entwickeln ein erstes Blattwerk und Wurzelansätze. Wenn diese mit Erde in Berührung kommen, bilden sich schnell Wurzeln. Nach einigen Monaten wird die Verbindung gekappt. Ähnliches ist bei Grünlilien, Gänsefingerkraut oder der Goldnessel zu beobachten.
Vermehrung durch überirdische Ausläufer
Solche Ausläufer können gut zur Vermehrung genutzt werden. Man muss sie nur geschickt lenken. Zum Beispiel kann man direkt neben der Mutterpflanze kleine Töpfe mit Erde aufstellen und die Stolonen oder Kindel reinsetzen. Schon bald nachdem die Wurzelsprossen Kontakt mit dem Substrat haben, beginnt das Wurzelwachstum. Spätestens wenn sie fest in der Erde sitzen und das Blattwerk sichtbar wächst, kann man sie abtrennen und an einem neuen Ort einpflanzen.
Gärtnertipp: Erdbeeren tragen nur drei bis vier Jahre gut. Wenn man sie im Topf hat, lohnt es sich, die Stolonen, die über den Rand wachsen, wieder nach innen zu lenken, damit sie wurzeln. So verjüngt man den Bestand laufend und die Ernte bleibt konstant.
Unterirdische Ausläufer
Wer einen Bambus im Garten hat, kennt es gut. Überall spießen übers Jahr plötzlich Ausläufer aus dem Rasen, dem Gemüsebeet oder dem Gartenweg. Oft meterweit von der Mutterpflanze entfernt. Und selbst wenn man sie abmäht, kommen sie beharrlich wieder. Für viele ein Ärgernis, das erst dann endet, wenn man die Ausläufer ausgräbt. Nicht umsonst werden beim Anpflanzen von Bambus, Japanischem Staudenknöterich oder Himbeeren sogenannte Wurzel- oder Rhizomsperren empfohlen. Andernorts ist diese Invasion von Ausläufern willkommen. So wird auf Dämmen, Böschungen und Hängen gern Sanddorn und Kartoffel-Rose gepflanzt, um den Boden zu stabilisieren.
Vermehrung durch unterirdische Ausläufer
Entwickelt eine Pflanze, die man gern noch mal an anderer Stelle pflanzen möchte, Ausläufer, braucht man keine Stecklinge zu schneiden, da diese Ausläufer schneller zu eigenständigen Pflanzen werden. Man sollte sie tiefgründig ausgraben, so dass das junge Wurzelwerk komplett bleibt und mitsamt dem Erdballen versetzen. Der beste Zeitpunkt ist, wenn die Ausläufer schon kniehoch sind, ein ausreichendes Blattwerk entwickelt haben, oder sogar schon Blütenknospen entwickeln. Sie wachsen am neuen Standort schnell an und werden bald beginnen, ihrerseits Ausläufer zu bilden. Also gegebenenfalls an eine Wurzelsperre denken.
Gärtnertipp: Bei Ausläufern, die direkt am Stamm von Obstbäumen wachsen, handelt es sich um sogenannte Schösslinge, die sich im Allgemeinen nicht zur Vermehrung eignen. Sie entstammen in der Regel der Unterlage auf der die Obstbäume veredelt ist. Diese Unterlagen werden meist so gewählt, dass sie zwar ein starkes Wurzelwerk bilden, aber keine guttragende Obstsorte sind. Meist sind es sogar Wildformen der jeweiligen Art. Daher lohnt es nicht, sie wachsen zu lassen. Man scheidet sie eher ab, um dem Baum nicht unnötig Kraft beim Wachstum zu rauben.
Auswahl von Gartenpflanzen die Ausläufer bilden
Erdbeere, Himbeere, Bambus, Minze, Sanddorn, Kartoffel-Rose, Essigbaum, Japanischer Staudenknöterich, Gänsefingerkraut, Goldnessel, Grünlilie, Orchidee, Quecke, Strandling, Giersch, Kartoffel, Götterbaum, Schwertfarn, Schilfrohr, Schachtelhalm, Bärlauch, Maiglöckchen, Dickmännchen.
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