Balkongarten – Gemüse selbst anbauen

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Für viele Balkon- und Terrassenbesitzer ist das nichts Neues. Tomaten, Gurken und Paprika aus eigener Balkon- oder Terrassenernte schmecken oft am Besten, denn man kennt die Herkunft, sieht sie reifen und kann die Ernte frisch verzehren. Und das Schöne daran: Es ist ganz einfach und auch auf engstem Raum möglich. Daher erlebt der Balkongarten, gerade bei jüngeren Menschen, einen regelrechten Boom.

Bedingungen für Balkongemüse

Die meisten infrage kommenden Pflanzen sind sonnenhungrig und brauchen daher einen Balkon oder eine Terrasse, die mehrere Stunden Sonnenlicht am Tag bietet. Ein schattiger Nordbalkon ist also nicht so geeignet. Außerdem ist es von Vorteil, wenn der zukünftige Garten etwas windgeschützt ist.

Alles in Töpfen

Gepflanzt wird in Töpfe. Dabei sollte man eher etwas größere wählen, damit die einzelnen Pflanzen genug Raum haben, ihre Wurzeln auszubilden. Das unterstützt die Standfestigkeit und ebenso die Nahrungsaufnahme. Topfdurchmesser von 40 Zentimetern und Höhen von 30-40 Zentimeter sind schon durchaus geeignet. Wer Sorge hat, dass er dann nur Platz für wenige Töpfe hat, sollte sich vor Augen führen, dass die Pflanzen ja üppig wachsen sollten, damit sie reichlich Früchte bilden. Hohe Pflanzen werden mitunter etwas ausladender und brauchen ohnehin ihren Raum um zu wachsen und zu gedeihen.

Die Wahl der Pflanzerde

ist von großer Bedeutung. Sie soll nährstoffreich und wasserspeichernd sein. Im Handel gibt es ein großes Angebot. Die günstigen Substrate haben in der Regel einen sehr hohen Torfanteil. Abgesehen von der ideologischen Frage (Torfabbau), neigen diese Erden oft zur Verdichtung und speichern Wasser nicht so gut. Dagegen hilft es, etwas Sand beizumengen. Im Handel findet man aber auch qualitativ gute Erde, die man direkt benutzen kann. Fast alle in Säcken verkauften Erden sind bereits vorgedüngt. Hier greift man am besten auf eine Erde zurück, die mit ihren Düngerzugaben nicht primär die Blühfreudigkeit und das Blattwachstum fördert, sondern vor allem die Fruchtbildung.

Auswahl der Balkon-Gemüsepflanzen

feuerbohnen-balkonJetzt kann es losgehen. Was möchte man anpflanzen und wie viel davon? Es kann nicht falsch sein, erst mal seine Erfahrungen mit ein paar wenigen Töpfen zu machen. Bei erfolgreichem Anbau wächst der Balkon- oder Terrassengarten ohnehin schneller als man dachte. Bei der Wahl des Gemüses folgt man seinem Gaumen und seinen Vorlieben. Bei Tomate und Gurken gibt es auch niedrige Sorten, die sich gut für den Topf eignen. Paprika und Chili wachsen nicht so ausladend und finden immer ihr Plätzchen. So ist es auch mit dem Broccoli. Bei Kürbis oder Zucchini ist die Frage ob man sich rankende Sorten zulegt, die nach oben gezogen werden können und daher nicht so viel Fläche beanspruchen. Radieschen oder Möhren brauchen viel Fläche und sind daher für viele Balkone nur bedingt zu empfehlen. Allerdings wachsen Radieschen in kurzer Zeit und können oft schon nach sechs Wochen geerntet werden. Bei Kartoffeln werden verschiedene Topfsysteme angeboten. Und letztlich kann man sie auch in der Tüte oder im Sack ziehen.

saemlinge-balkonSelbst säen oder Jungpflanzen kaufen?

Selbst säen ist nicht schwierig und kann viel Spaß machen, aber man muss beachten, dass das meiste Gemüse nicht winterhart ist. Daher muss ab März am Fenster vorgezogen werden. Sät man Tomate oder Gurke erst ab der frostfreien Zeit, ab Mitte Mai, direkt auf dem Balkon- und der Terrasse, haben die Pflanzen zu wenig Zeit, um sich zu entwickeln und die Ernte fällt entsprechend karger aus. Es spricht nichts dagegen, vorgezogene Pflanzen zu kaufen. Hierbei sollte man allerdings auf Qualität achten. Die findet man auf Wochenmärkten, in Gärtnereien oder Bioläden. Auch mit günstiger Discounterware kann man tolle Erfolge erzielen, aber eben oft auch nicht.
Beim Kauf achtet man darauf, dass die Pflanzen gesund und stabil wirken. Der Haupttrieb sollte aufrecht gewachsen sein. Das Blattwerk sollte frisch wirken und keine Flecken aufweisen. Die Knospenbildung kann schon eingesetzt haben. So kommt man schneller zum Erfolg.

tomate-frucht-an-rispePflanzzeit auf dem Balkongarten

In der Regel sollte man eine Pflanze pro Topf setzen – auch wenn das Anfangs noch etwas verloren aussieht. Wächst die Pflanze gut heran, sieht man mit der Zeit warum.
Wenn man die Wahl hat, nimmt man zum Pflanzen eine Periode von eher bedeckten Tagen, wo die Luft sich aber schon merklich erwärmt hat. Jungpflanzen können so die ersten Tage noch ans Sonnenlicht gewöhnt werden. Auch sollten keine Fröste mehr zu erwarten sein. Das ist in der Regel ab Anfang bis Mitte Mai.
Die Töpfe werden mit Erde gefüllt, so dass noch ungefähr fünf Zentimeter Topfrand unbedeckt sind. Die Erde wird mit den Händen gut festgedrückt. Dann entnimmt man aus dem Zentrum wieder soviel Erde, dass der Erdballen der Jungpflanze gut hinein passt und füllt ringsherum auf, so dass das Loch gut geschlossen ist. Zum Schluss gießt man reichlich an, damit sich die Erde nochmals setzt.

Pflege des Balkongemüses

paprika-topfJe nach Ambition kann man Verschiedenes zur Pflege der Gemüsepflanzen tun. Das allerwichtigste allerdings ist gießen! Dies sollte man regelmäßig tun und zwar immer dann, wenn sich die Topferde oberflächlich leicht trocken anfühlt. Dann gießt man beherzt. Wichtig dabei: Jeder Topf braucht einen Untersetzer. Da kann das überschüssige Wasser reinlaufen. Der Untersetzer hilft einem, die Gießmenge herauszufinden. Wird das Wasser sofort aufgesaugt, kann man etwas nachgießen. Wird es innerhalb von 3-4 Stunden aufgesaugt, ist man auf der richtigen Spur. Bleibt das Wasser den ganzen Tag im Untersetzer, dann hat man übergossen und sollte es wegleeren, damit die Pflanzen nicht durch Staunässe leiden müssen.
Hat man vorgedüngte Erde verwendet, hält die Nahrungsmenge zirka 4-6 Wochen. Dann sollte mit einem geeigneten Dünger periodisch nachgedüngt werden. Die Menge ist von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich und darf weder unter- noch übertrieben werden. Für Topfgemüse eignet sich Flüssigdünger, aber auch Langzeitdünger in Granulat- oder Stäbchenform. Allerdings bei der Wahl immer daran denken, dass man die Früchte am Ende essen möchte.
zucchini-saemling-topfWenn man jetzt noch etwas darauf achtet, dass sich keine gefräßigen Schädlinge wie Läuse breit machen können, hat man schon das Meiste getan.
Einige Gemüsearten brauchen übrigens entweder einen Stab, der sie stützt, oder eine Rankhilfe bzw. ein Rankgitter. Und wenn man die Wahl hat, stellt man Tomaten eher so, dass die Blätter nicht im Regen nass werden, was Krankheiten fördert. Diesen Platz überlässt man den Gurken, die eine Dusche zwischendurch mögen.

Hat man alles beherzigt, wird man sich am Wachsen und Reifen auf dem Balkongarten erfreuen und nach ein paar Monaten die eigene Ernte genießen. Wir wünschen viel Erfolg!

Obst und Gemüse

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