Bestimmung | Herkunft | Wuchs | Giftstoffe |
Verwendung | Gesundheit | Wellness | Einrichtung | Weiteres |
Pflege | Standort | Gießen | Düngen | Ernten | Lagern | Schneiden | Überwintern | Vermehren | Anpflanzen | Schädlinge | Gärtnertipp |
Das Pferdefutter der Osmanen
Die Rosskastanie trifft man in unseren Breitengraden überall an. Dieser oft gepflanzte Baum schmückt Straßen und Parks. Auch in der Natur fallen die imposanten Bäume ins Auge. Sie können sehr hoch und alt werden, teilweise mehrere hundert Jahre. Als Flachwurzler findet man sie traditionell in Biergärten überhalb der Braukeller, wo sie sich als hervorragende Schattenspender bewährt haben. Imposant ist die Kastanienblüte im Frühjahr. Ältere Bäume sind übervoll mit weißen Blütenständen. Neue Kreuzungen blühen rot. Im Herbst beschenken sie uns mit ihren braunen Früchten, die von einer stacheligen Hülle umgeben sind. Kinder sammeln diese Samen gern um daraus kleine Kunstwerke zu basteln. Früher dienten sie auch zur Herstellung von Seife oder Kaffeeersatz. Und schon die Osmanen nutzten die Früchte als Pferdefutter, daher auch der Name.
Auch heute noch finden Bestandteile der Rosskastanie Verwendung in der Medizin. Aber vor allem pflanzt man die widerstandsfähige Rosskastanie zur Zierde und als Schattenspender.
Rosskastanie im Überblick
Rosskastanie Herkunft
Die Rosskastanie kommt ursprünglich aus dem südlichen Mittelmeerraum und der Balkanhalbinsel. Schon im sechzehnten Jahrhundert wurde sie nach Mitteleuropa eingeführt.
Die ursprüngliche Blüte der Rosskastanie ist weiß. Rotblühende Exemplare sind Hybriden, also Züchtungen zwischen der gewöhnlichen Rosskastanie und der amerikanischen Roten Rosskastanie. Die sogenannte rotblühende Rosskastanie oder fleischrote Rosskastanie bildet mittlerweile keimfähige Samen und ist in Parks und an Straßen weithin verbreitet.
Rosskastanie Wuchs
Rosskastanien sind sommergrüne Laubbäume die Höhen von bis zu 25 Metern erreichen können und sehr alt werden. In Mitteleuropa finden sich mehrere Exemplare, die bis zu 250 Jahren alt sind und eine Stammdicke von über einem Meter Durchmesser haben.
Die Kastanie fußt auf einem kurzen kernlosen Stamm mit graubrauner grober Borke. Diese ist längsrissig und löst sich in kleinen Schuppen ab.
Die Blattknospen bilden sich im Februar. Die charakteristischen dunkelgrünen Fiederblätter sind 5-7 teilig fingerförmig an einem Punkt zusammengesetzt. Sie besitzen einen gesägte Blattrand und eine auffällig ausgeprägte Nervenzeichnung.
Die Blüte erscheint im Frühjahr ab April in Form von aufrecht stehenden kegelförmigen Blütenständen auch „Kerzen“ genannt. Die Bäume sind zur Blütezeit mit diesen bis zu 30 cm langen Blütenständen übersät und ergeben einen prächtigen Anblick. Die Blütenblätter tragen einen gelben Fleck. Dieser verrät den Insekten, dass hier noch Nektar angeboten wird. Nach der Bestäubung färbt sich der Punkt rot, und sagt damit, dass hier nun nichts mehr zu holen ist.
Aus den Blüten entwickeln sich im Frühsommer grüne stachelige Kapselfrüchte. Sie reifen bis zum Herbst und beherbergen mindestens einen Samen, vereinzelt auch zwei oder drei. Die Samen selbst sind glänzend braun und haben einen hellen Fleck der „Nabel“ genannt wird.
Die Samen fallen innerhalb von wenigen Tagen, meist mit den sie umhüllenden Kapselfrüchten, die beim Aufprall aufbrechen. Die Samen werden über den Winter in die Erde gespült und keimen im Frühjahr.
Rosskastanie ernten
Geerntet wird im Herbst, wenn die Früchte fallen. Man kann sie aufsammeln, muss aber schnell sein, da einige Tiere die gleiche Idee haben. Oder man pflückt sie direkt vom Baum und lässt sie noch eine Weile ruhen, um sie ausreifen zu lassen. Zum Pflücken sind Handschuhe notwendig, da die Kapselfrüchte spitze Stacheln besitzen.
Rosskastanie schneiden
Die Rosskastanie ist nur wenig schnittverträglich. Falls geschnitten werden muss, gilt zu bedenken, dass die Pflanze sehr schlecht auf Schnittstellen oder Verwundungen reagiert. Sie bildet nur schwache Schutzzonen und neigt zu Fäule, die sich weit ausdehnen kann. Im schlimmsten Fall entstehen Hohlräume in Ästen oder im Stamm, die die ansonsten gute Standfestigkeit stark beeinträchtigen.
Gärtnertipp: Einen Rosskastanienbaum einfach selbst ziehen
Schon für Kinder ist es ein beeindruckendes Erlebnis einen Baum aus einem Rosskastaniensamen zu ziehen, da es schnell geht und gut beobachtbar ist. Man muss den Samen einfach nur auf die Erde legen und leicht andrücken. Er keimt nach wenigen Wochen.
Der starke Sämling wächst schnell heran und entwickelt erste Blätter. Im ersten Winter kann er problemlos draußen bleiben.
Wenn er sich über die Jahre zum Jungbaum entwickelt, muss man irgendwann die Entscheidung treffen, wo er künftig wachsen soll, denn Rosskastanien werden sehr hoch und alt.
Rosskastanien vermehren
Im Herbst fallen die reifen Kapselfrüchte oft relativ gleichzeitig innerhalb weniger Tage, platzen beim Aufprall und lassen die braunen Samen frei. Diese werden über den Winter in den Boden geschwemmt und keimen im Frühjahr unterirdisch.
Man kann die Samen einfach in Töpfe legen und fest ins Erdreich drücken, so dass sie noch etwas sichtbar sind. Sie keimen im Haus schon nach wenigen Wochen.
Rosskastanie pflanzen
Beim Setzen achtet man darauf, dass die Rosskastanie genügend Abstand zu anderen Gewächsen hat, die ihr als Jungbaum das Licht nehmen könnten, oder die Ausbreitung behindern. Da Rosskastanien sehr hoch und ausladend werden, sollte dies bei der Wahl des Pflanzortes unbedingt berücksichtigt werden. In der Regel sollte der Abstand zu Gebäuden und Grundstücksgrenzen mindestens 5-10 Meter betragen.
Für vorgezogene oder gekaufte Jungbäume sollte das Pflanzloch so breit und tief ausgehoben werden, dass der Wurzelballen gut Platz hat und drum herum viel frische Erde zugegeben werden kann. Der Stamm wird etwas tiefer gesetzt, als im bisherige Ballen, um die Standfestigkeit zu erhöhen. Der Platz um den Ballen wird mit frischer Erde aufgefüllt. Hier kann Kompost mit eingearbeitet werden. Anschließend die Erde gut festtreten und ausgiebig wässern, damit sie sich um den Ballen legt und keine Hohlräume entstehen.
Rosskastanie Schädlinge
Unter den Krankheiten ist der Befall der Rosskastanien-Miniermotte besonders hervorzuheben. Dieser Kleinschmetterling, kaum einen halben Zentimeter groß und mit einem federartigen Ende des Hinterteils, fügt in den letzten Jahren speziell der weißen Rosskastanie immensen Schaden zu. Gleich nach der Blüte kann man erste bräunliche Flecken auf den Blättern entdecken, die die Junglarven der Miniermotte verursachen. Schon nach wenigen Wochen ist das Blattwerk stark befallen. Der Baum kann dadurch nur noch eingeschränkt Photosynthese betreiben und leidet an der Unterversorgung. Hält der Befall über mehrere Jahre an, droht der Baum abzusterben. Da man die Population durch den starken Befall bedroht sah, wurde die Rosskastanie zum Baum des Jahres 2005 gewählt. Noch wurden die Befürchtungen eines massenhaften Sterbens nicht wahr, aber über die dauerhafte Schwächung der Bäume gibt es bislang keine Langzeiterfahrung. Man kann lediglich vermuten, dass dadurch zusätzlich andere Krankheiten begünstigt werden. In jedem Fall ist es aber eine optische Einbuße, da der befallene Baum seine schöne optische Wirkung nicht mehr entfalten kann. Als Gegenmaßnahme können chemische Mittel gespritzt werden. In jedem Fall sollte aber das Laub aufgesammelt und vernichtet werden, damit die Larven der Rosskastanien-Miniermotte nicht überwintern können.
Praxistipps
Rosskastanien in der Medizin und Heilkunde
Es werden hauptsächlich die braunen Samen verarbeitet, mittlerweile aber auch zunehmend Blattwerk und Rinde. Aescin, ein Gemisch aus Saponinen, das aus der Rosskastanie hergestellt wird, stärkt die Gefäßwände und hemmt die Bildung von Ödemen. Es wird zudem zu Behandlung von Geschwüren und Hämorrhoiden eingesetzt.
Aus den Blüten lässt sich ein Tee herstellen. Er unterstützt die Durchblutung.