Akelei (Aquilegia vulgaris)

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Teufelsglocke und Gotteshut

Dürer hat sie gemalt, Minnesänger haben sie besungen und Hildegard von Bingen beschrieb ihre heilende Wirkung. Die Rede ist von einer der ältesten heute noch vorkommenden Blühpflanzen, der Akelei, mit auffälligen futuristisch gestalteten Blüten, die anmuten wie Geschöpfe aus einem Science Fiction Film.
Einer Pflanze von so schlichter Haltung und doch hervorstechender Eleganz hat man in der Menschheitsgeschichte unzählige Namen gegeben, die teils noch an verblasste Mythen erinnern: Gotteshut, Elfenschuh, Teufelsglocken, Pfaffenkäpple, Venuswagen oder Schlotterhose, um nur einige zu nennen. Und man sagte ihr Heilkräfte nach. Sie sollte vor allem gegen Impotenz wirken oder bei Hautkrankheiten und durfte daher in keinem Hexentrank fehlen. Heute spielt die im Gesundheitsbereich keine Rolle mehr und auch in der Heilkunde wird sie nur noch sporadisch erwähnt. Dafür erhält sie umso mehr Aufmerksamkeit als zuverlässige Zierde in Gärten, Parks oder als Topfpflanze auf dem Balkon. Schon vor drei Jahrzehnten war sie eine der ersten „Pflanzen des Jahres“.
Die pflegeleichte Akelei ist allerdings in der Natur auf dem Rückzug, da sie immer weniger geeignete Standorte findet und steht daher auf der Liste der strak gefährdeten Pflanzen. Umso mehr lohnt es sich, dieser attraktiven Pflanze einen Standort im eigenen Garten zu geben.

Galerie: Akelei in der Übersicht

Akelei Bestimmung

Die gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris) besteht aus circa 70 Arten und gehört zur Gattung der Akeleien (Aquilegia) in der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).

Akelei Herkunft

akelei-bluetenAkeleien sind morphologischen Untersuchungen zufolge sehr alte Pflanzen, die schon vor vielen Millionen von Jahren existierten. Nach der letzten Eiszeit haben sie sich auf dem europäischen und amerikanischen Kontinent ausgebreitet und unterschiedlich entwickelt. Vor allem auf die Bedürfnisse ihrer Bestäuber hin haben sie sich ausgerichtet, wie Hummeln, Schwärmer und Kolibris.
Heute ist die Akelei zwar in vielen Züchtungen in Gärten und Parkanlagen zu finden, aber nicht mehr überall in der Natur. In manchen Landstrichen Norddeutschlands fehlt sie mittlerweile völlig, während sie in Süddeutschland noch anzutreffen ist. Deshalb steht die Akelei unter Naturschutz und darf nicht gepflückt werden.

Akelei Wuchs

akelei-blatt-austriebAkeleien sind winterharte Stauden, die im Frühsommer blühen. Sie sind mehrjährig, aber in der Regel kurzlebig und werden selten älter als vier bis fünf Jahre. Durch die leichte Selbstaussaat allerdings kann die Pflanze viele Jahre lang einen Standort bewachsen.
Die kalte Jahreszeit übersteht die Rhizom-Wurzel im Boden und treibt im Frühjahr aus. Zunächst schieben sich kleine kugelige Knospen aus dem Erdreich, die sich zu dreilappigen grundständigen Blättern entrollen.
Aus der Basis schieben sich ab April mehrere leicht behaarte Stiele pro Pflanze in die Höhe. An ihnen entwickeln sich kleinere Blätter und ab April/Mai nickende Knospen, die im fortgeschrittenen Stadium schon die eigenwillige Form der Blüten erkennen lassen.
akelei-bluete-kammernDie Akelei-Blüten öffnen sich nacheinander am Stängel. Sie sind ebenfalls nickend, zeigen also leicht nach unten. Der Blütenaufbau mutet sehr futuristisch an und sucht seinesgleichen in der Pflanzenwelt. Fünf eng aneinander liegende Blütenblätter formen fünf Kammern, die nach vorn geöffnet sind und nach hinten hin spornartig zulaufen und eine stilisierte Krone bilden. Auffällig sind auch die Staubblätter, die vorn etwas aus der Blüte ragen. Die Bestäubung wird in unseren Breitengraden vorwiegend von Gartenhummeln übernommen, die einen langen Rüssel brauchen, um an den Nektar zu gelangen. Die ursprüngliche Blütenfarbe der Akelei ist blau. Allerdings gibt es schon seit Jahrhunderten Züchtungen oder Mutationen in allen möglichen Farben, von weiß über gelb und rot bis zu tiefviolett. Neben den einfachen Blüten findet man auch gefüllte und zweifarbige Sorten.
akelei-fruchtstand-samenbildungNach der Blüte verliert das Blattwerk sein frisches Aussehen. Im Spätsommer schon verfärbt es sich, nimmt Rottöne an, bevor die Staude im Herbst ganz einzieht.
Parallel dazu entwickeln sich ab Juli aus den Blüten fünfteilige Fruchtstände, die im Gegensatz zur nickenden Blüte aufrecht stehen. In diesen Balgfrüchten reifen kleine schwarz glänzende Samen heran. Im Spätsommer trockenen die Fruchtwände allmählich aus, platzen auf und entlassen die Samen, die niederfallen oder teilweise durch den Wind oder Tiere verteilt werden. Die Akelei sät sich leicht selbst aus. Der Samen ist aber nicht sortentreu.

akelei-blattAkelei Giftstoffe

Speziell im Samen und Blattwerk sind giftige Blausäure-Verbindungen und weitere Stoffe enthalten, die zu leichten Vergiftungserscheinungen führen können.

Akelei Pflege

Sie benötigt einen guten halbschattigen Standort, der nicht trocken ist. Ansonsten ist die Akelei pflegeleicht und kennt keine spezifischen Krankheiten.

akelei-standortAkelei Standort

Akeleien bevorzugen halbschattige Standorte auf kalkreichen humusreichen Böden. Am besten als Unterpflanzung von Gehölzen. Akeleien finden sich aber auch auf Wiesen und offenen Flächen, wo sie vollsonnig stehen und gedeihen. Ihr bodennahes Blattwerk sorgt für die Beschattung der Basis und reguliert so die Bodenfeuchtigkeit. Daher ist sie auch sehr gut für den Steingarten geeignet.
Probleme hat die konkurrenzschwache Pflanze am ehesten wenn sie in nächster Nähe zu stark expansiven Pflanzen steht, von denen sie sich schnell verdrängen lässt.

Akelei gießen

Akeleien kommen mit unterschiedlichen Zuständen zurecht. Sie wachsen am besten in einem leicht feuchten Substrat, überstehen aber auch trockene Perioden ganz gut, wenngleich die Blühdauer etwas darunter leiden kann. Wie die meisten Pflanzen reagiert sie aber schlecht auf anhaltende Staunässe.

Akelei düngen

Die Akelei kann man bei Austrieb und Blütebeginn mit etwas Flüssigdünger oder Kompost unterstützen. Ansonsten ist sie genügsam und versorgt sich selbst.

Akelei schneiden

akelei-bluete-rotNach der Blüte kann man Verblühtes abschneiden, speziell wenn man eine Selbstaussaat verhindern möchte. Ansonsten kann man die ganze Pflanze nach der Blüte fast bodennah abschneiden. Das bewirkt in der Regel einen Neuaustrieb und einen zweiten, wenn auch kürzeren Blütenflor.
Akeleien haben kräftige Stängel und blühen auch als Schnittblumen noch viele Tage lang. Wenn man sie im Garten schneidet, sollte man darauf achten, dass mehrere Knospen an den Stängeln sind, die sich auch im geschnittenen Zustand noch öffnen.

Akelei überwintern

Akeleien sind winterhart und müssen nicht vor Kälte geschützt werden.

Akelei vermehren

akelei-samenAkelei säen
Akeleien säen sich leicht selbst aus. Die Samen fallen dicht an der Pflanze auf den Boden, so dass sich mit der Zeit kleine Horste bilden. Allerdings können auch der Wind oder Kleintiere einzelne Samen verbreiten und manchmal ist man erstaunt, wo die Keimlinge im Frühjahr überall auftauchen.
Selbstgesammelte Samen sind bei Züchtungen nicht sortenrein. Wenn man diese also zum säen nutzt, darf man sich auf Überraschungen einstellen. Mehr Sicherheit geben Akelei-Samen aus dem Handel. Die Lichtkeimer werden ab März direkt am vorgesehenen und aufgelockerten Standort ausgestreut und nur angedrückt. Mehrfaches Gießen oder Regen schwemmt sie in die Erde. Die Keimzeit beträgt drei bis vier Wochen. Wenn die Keimlinge die ersten Blätter entwickelt haben, kann man sie auf einen Abstand von ca. 20 Zentimeter pikieren. Die jungen Pflanzen blühen meist erst im zweiten Jahr.

akelei-bluetenAkelei teilen
Im Sommer, direkt nach der Blüte, kann man die Akelei auch durch Teilung des Wurzelstocks vermehren. Das ist nicht ganz einfach und etwas riskant, da der Wurzelhals schmal ist. Mit einem scharfen Messer schneidet man das Rhizom von oben nach unten in maximal drei Teile und gräbt diese sofort wieder mit einem Abstand von 15 bis 20 Zentimeter ein. Dabei sollte das Blattwerk reduziert werden, damit es von der Pflanze nicht versorgt werden muss und diese ihre ganze Kraft in die Wurzel- und Rhizombildung investieren kann. Nach wenigen Wochen kann man einen neuen Blattaustrieb erkennen.

Akelei Krankheiten

Spezielle Krankheiten treten bei dieser alten Kulturpflanze nicht auf. Allgemeiner Befall wie Mehltau lässt auf Pflege- oder Standortfehler schließen.

Akelei Schädlinge

Die Akelei ist anfällig für Wollläuse. Diese saugen an allen Pflanzenteilen, speziell an Blättern und Stängeln und schwächen die Pflanze. Man erkennt sie an dem wollartigen Überzug. Gegen Wollläuse hilft ein mehrfaches Abduschen der Pflanze, auch auf den Blattunterseiten oder spezielle Spritzmittel aus dem Handel.
Gallmücken befallen bisweilen die zarten Knospen der Akelei und saugen sie aus. Befallene Knospen sollten direkt abgeschnitten und entsorgt werden. Es gibt im Handel auch wirkungsvolle Sprühmittel.

Gärtnertipp: Akelei kombinieren

Akeleien lassen sich hervorragend mit anderen Frühjahrsblühern wie Tulpen, Narzissen oder anderen niedrigen Zwiebelblühern pflanzen. Deren vergehende Grünteile verdeckt sie mit ihrem Blattwerk sehr gut. Auch Frühjahrsmargeriten oder Tränendes Herz passen gut dazu.

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Akelei Verwendung

Die Akelei wird vorwiegend als Zierpflanze für den Garten oder Parkanlagen gepflanzt. Sie spielt in der Gesundheit und Naturheilkunde keine große Rolle.

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Akelei in der Medizin und Heilkunde

In früheren Zeiten wurden Bestandteile der Akelei in der Volksmedizin genutzt und innerlich wie äußerlich angewendet. Aufgrund der Giftigkeit allerdings wurden die Pflanzenteile kaum roh verwendet, sondern als Tee oder Beigabe zu Rezepturen. Im Mittelalter sagte man ihr Heilkräfte nach. Sie sollte vor allem gegen Impotenz wirken oder bei Hautkrankheiten. Daher durfte sie in keinem ernstzunehmenden Hexentrank fehlen. In der heutigen Medizin spielt die Pflanze keine Rolle mehr, ist bislang aber wohl auch nicht tiefergehend erforscht worden. Lediglich in der Homöopathie werden einzelne Pflanzenteile zur Beimischung genutzt.

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